Oktober 2016: Reisebericht Beatrice Gill

Reisebericht Beatrice Gill: Äthiopien August 2016

Bericht unserer Reise nach Äthiopien im September 2016.
Ende August reisen Peter und ich für fast drei Wochen nach Äthiopien. In Addis Abeba erwarten uns  Mesay Mequanent und Dan Amolo mit seiner Frau Sonja. Dan und Mesay sind für die Stiftung in Äthiopien zuständig und berichten uns während eines ganzen Tages über die verschiedenen Projekte im Norden.  Am folgenden Tag fliegen wir  weiter nach Awassa im Süden, wo wir uns erst mal erholen. Dort treffen wir auch Abel, der in Durame die Projekte leitet.  Mesay fährt mit dem Bus nach Awassa. Wir sind dankbar für seine Begleitung.

In Durame werden wir von Abel und seiner Familie zuvorkommend betreut. Die mehrstündige Reise dorthin war manchmal mühsam.  Nur Hauptstrassen  sind asphaltiert, andere sind durch den Regen ausgewaschen und schwierig befahrbar. Trotzdem können wir in der Kleinstadt verschiedene Projekte besuchen. Durch die Hilfe von PBF konnte zum Beispiel eine Bausteinmaschine  gekauft werden. Durch die Herstellung und den Verkauf der Bausteine können  die Projekte in Durame und Umgebung finanziert werden. Der Platz,  wo die Maschine steht, wurde PBF von der Stadt in einem neuen Industriegebiet zugewiesen. Die versprochene Stromzuleitung ist noch nicht erstellt. Eine weitere Maschine steht in Lalibela im Betrieb und stellt täglich 1200 Bausteine her (siehe Fotos und Videos).
Trotz Schwierigkeiten mit den lokalen Behörden strahlt Abel viel Enthusiasmus und Motivation aus. Mit Jossi, seinem Bruder, der eine Zeitlang in Kanada Soziologie studierte, hat er eine starke Hand zur Seite. Wir besuchen ein fast fertig gestelltes Mehrzweckgebäude, Dort soll eine Schule entstehen, auch eine Hühnerfarm ist dort vorübergehend in Betrieb.
Neben diesen grösseren Projekten wird auch im Kleinen geholfen. Abel verteilt  Hühner an  mehrere alte alleinstehende Frauen. Der  Verkauf von  Eiern ermöglicht ihnen ein  bescheidenes  Einkommen.
Der Sonntag am Wochenende ist der letzte vor dem Neujahrsfest. Wir besuchen den Gottesdienst. Am Ende wird Peter aufgefordert vor einer sehr grossen Besucherzahl ein paar sinnvolle Gedanken mitzuteilen.  Er erinnert an die gleichzeitige Heiligsprechung von Mutter Theresa in Rom und ermutigt in ihrem Sinn das eigene Leben zu gestalten.  Danach erhalten im Kirchgemeindehaus bedürftige alte Menschen  eine vollwertige Mahlzeit. Sie kostet umgerechnet weniger als einen Franken. Schön wäre es, wenn dies mehrmals im Jahr stattfinden könnte.

Im kleinen Dorf  Doano können wir das  Honigprojekt, die Wasserversorgung und das neue Schulhaus leider nicht besuchen, da die Strasse durch den Regen für Fahrzeuge  unpassierbar geworden ist. Wir verlassen Durame im Wissen, dass die Projekte der PBF dort in guten, zuverlässigen Händen sind.

Unsere nächste Station ist die Heilige Stadt Lalibela, das „neue Jerusalem“, mit den berühmten  Felsenkirchen.  Dort erwarten  uns höchst  intensive Tage. Wir besuchen verschiedene Projekte, immer von Mesay kompetent begleitet und erklärt. Er ist ein hervorragender  Kenner der Menschen hier und ein ausgezeichneter Koordinator für die zahlreichen  Projekte. Seine realistische Einschätzung bildet die Basis für den Erfolg und das richtige Einsetzen der Spenden von PBF.
Nach über 10 Jahren Engagement der Stiftung im Sinn von  Hilfe zur Selbsthilfe sind in Lalibela nachhaltige Erfolge deutlich ersichtlich. So hat Sisay, dem seinerzeit eine Lehre als Schreiner ermöglicht wurde, eine grosse Werkstatt, wo er nun selber Lehrlinge ausbildet. Der taubstumme Efrem ist  Automechaniker und  hat vor Jahren mit ein paar Werkzeugen angefangen. Die Stiftung finanzierte ihm damals eine einfache Garage, die unterdessen floriert und einen guten Ruf hat.  Sisaynesh konnte ihr Restaurant „Unique“ vergrössern und kann jetzt auch eine kleine Pension  anbieten. So hat sie als alleinerziehende Mutter ihre drei Kinder durchgebracht. Der Jüngste beginnt bald sein Studium an der Universität. Das sind einige Beispiele, die für viele andere stehen. Nur ein kleiner Teil von ihnen findet eine Beschreibung bis auf die Webseite.
Vor allem  haben mich  auch  die neuen Projekte beeindruckt: eine Gruppe von sechs jungen Arbeitslosen betreiben  gemeinsam eine Autowaschanlage, andere pflanzen Gemüse an im grossen Stil, halten Kühe um Milchprodukte herzustellen, eine andere Gruppe befasst  sich unter kundiger Leitung mit Bienen für die Honigherstellung, auch Steine werden behauen, in einem  Nähatelier sind acht ältere Männer beschäftigt…
Es hat mich persönlich  gefreut, dass Artemisia, eine Heilpflanze, die  ich vor acht Jahren einführte, noch immer in Lalibela wächst. Überall entdeckte ich diese Pflanzen. Die Menschen verwenden  sie in Lalibela  bei Erkältungen, bei Übelkeit, bei Bauchschmerzen usw. Zur  Vorbeugung von Malaria spielt sie eine bedeutende Rolle.
Auch alte und gebrechliche Frauen werden weiterhin betreut unterstützt. Inzwischen ist ihre Zahl auf über hundert angestiegen. Viele leben nun im Amanuel-Village von PBF. Die 29 Häuser wurden im vergangenen Jahr in nur zwei Monaten Bauzeit errichtet. Mesay selber bringt als Bauingenieur dafür beste Kenntnisse mit.  Die Häuser mussten gebaut werden für bedürftigste  Menschen, deren Obdach wegen einer Strassenerweiterung abgerissen wurde.
Die politische Situation  wirkt sich auch auf die Tourismusbranche  aus. Die zahlreichen neuen Hotels stehen fast leer.  Von der angespannten Lage haben wir direkt nichts gespürt. Nachhaltig und erfolgreich sind Tätigkeiten, die im Land von Einheimischen für ihren Alltag gebraucht werden.

Unsere Reise war nur kurz, doch sehr intensiv,  voll neuer Eindrücke, Begegnungen  und Erkenntnisse.  Keine noch so gute Beschreibung kann meinen persönlichen Eindruck ersetzen.

Beatrice Gill

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