März 2017: Äthiopien / Gambella: Bericht Felix Brentrup

Die Region Gambella versinkt in ihren  Problemen  

Felix Brentrup von PBF berichtet von seinem Aufenthalt in dieser äusserst vernachlässigten Gegend

 Kinderhochzeiten, Stammeskriege, Malaria und HIV – Gambella versinkt in seinen Problemen geradezu. Abba Tesfaye und seine Kollegen kämpfen mit aller Kraft dagegen an und versuchen Gambella zu einer besseren Zukunft zu verhelfen

In Gambella ist fast alles anders
Die Region im Südwesten Äthiopiens, Gambella, unterscheidet sich in hohem Masse von dem Äthiopien, welches die meisten Touristen zu Gesicht bekommen. Bei Temperaturen von bis zu 48 Grad findet man hier klassische Savannenlandschaften sowie Sumpfgebiete, welche jedoch zum grossen Teil während der Trockenzeit ausgetrocknet sind. Im Gegensatz zu den meisten Regionen Äthiopiens, die fast ausschliesslich von jeweils einer Volksgruppe besiedelt sind, teilen sich fünf verschiedene ethnische Gruppen Gambella. Den grössten Anteil machen die Nuer, Anyuak und Highlander aus. Es leben jedoch auch Angehörige der Stämme Mejengir, Omo und Komo dort. Diese Minderheiten leben als Jäger, Sammler und Wanderfeldbauern. Sie sind kaum in den Städten zu finden, sondern besiedeln die Savannen- und Waldgebiete in kleinen Dörfern. Auch die Nuer und Anyuaks leben zum grossen Teil auf traditionelle Weise ohne Strom und fliessend Wasser auf dem Land.

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Dort leben die Nuer hauptsächlich von der Viehzucht. Ausserdem jagen und fischen sie und betreiben auch in sehr geringen Masse Landwirtschaft. Auch die Anyuaks jagen und fischen, jedoch betreiben sie ihre Subsistenzwirtschaft in erster Linie durch Ackerbau entlang des Baro-Flusses.

Die sogenannten Highlander leben hauptsächlich in den kleinen Städten Gambellas. Viele von ihnen wurden zur Zeit des sozialistischen Äthiopiens aus ihrer Heimat in den Hochlandregionen nach Gambella zwangsumgesiedelt. Sie sind die einzigen, die in allen Vierteln und Städten zu finden sind. In Anyuakvierteln findet man jedoch keine Nuer und in Nuervierteln keine Anyuaks. Das ist das Resultat eines jahrhundertealten Konflikts dieser beiden Völker. Besonders auf dem Land kommt es immer wieder zu tödlichen Auseinandersetzzungen, von denen die Staatsgewalt oder die breite Öffentlichkeit oft gar nichts mitbekommt. Ausserdem steht ein dritter Stamm namens Murle, sowohl mit den Anyuaks als auch mit den Nuer im Krieg. Die Angehörigen dieses Stammes leben im Südsudan als Nomaden von Viehhaltung. Im Frühling 2016 haben sie Dörfer in Gambella überfallen und dabei über 150 Menschen getötet, mehr als 100 Kinder entführt und schätzungsweise 2‘000 Rinder gestohlen. Es war nicht das erste Mal und wird vermutlich auch nicht das letzte Mal sein, dass es zu Zusammenstössen zwischen den ethnischen Gruppen der Region kommt.

Probleme ohne Ende
Diese blutigen Stammeskriege sind jedoch nicht das einzige grosse Problem Gambellas. Da das Gebiet mit viel Wasser und grosser Hitze ideal für die Ausbreitung von Malaria ist und die gesundheitliche Versorgung miserabel ist, fordert diese eigentlich heilbare Krankheit jedes Jahr unzählige Tote. Ausserdem ist die HIV-Rate überdurchschnittlich gross und Alkoholismus ist besonders bei den Männern in den Dörfern keine Seltenheit. In Gambella ist der Bildungsstandard selbst für äthiopische Verhältnisse äusserst schlecht, da Kinder oft als billige Arbeitskräfte missbraucht anstatt in die die Schule geschickt werden. Des Weiteren werden junge Frauen von ihren Familien oftmals beinahe wie eine Handelsware behandelt. So werden sie teilweise schon mit 12 Jahren an einen Bräutigam verkauft, von dem sie kurze Zeit später schwanger ist. Wie man sich denken kann, kommt es erschreckend oft zu Komplikationen bei den Geburten. Nur um einige der tausenden Probleme zu nennen.

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Wer hilft und erkennt die Situation der Menschen ?
Aufgrund der Lage an der Grenze zum Süd-Sudan, gibt es in Gambella viele grosse Flüchtlingscamps. Deshalb haben dort auch zahlreiche NGO’s Niederlassungen. Ausserhalb der Zäune der Camps sind sie jedoch kaum bis gar nicht aktiv.

Eine der wenigen Institutionen, die versucht, die zahlreichen Probleme zu bekämpfen ist die katholische Kirche. Die neun Priester des Bistums Gambella unterhalten in Dörfern in der ganzen Region Niederlassungen. Bei diesen sogenannten Missionen gibt es eine Wasserpumpe für sauberes Trinkwasser, eine kleine Kapelle, einen Kindergarten und eine Primarschule. In manchen Dörfern steht auch eine Mühle und selten wird sogar eine kleine Notfallklinik betrieben. Zudem besteht in der Regel ein Wohnhaus, da die Dörfer oft erst nach stundenlangen Fahrten durch den Busch erreicht werden können. Neben seiner Tätigkeit als Pfarrer leitet Generalvikar Abba Tesfaye Petros das Bistum in Stellvertretung für den Bischof, der vor einiger Zeit aufgrund einer schweren Erkrankung nach Italien zurückgekehrt ist.

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Nachhaltige Zusammenarbeit des Bistums Gambella mit der Bachmann-Stiftung
Seit 2012 arbeitet PBF erfolgreich mit dem Bistum Gambella zusammen. Von PBF erhält das Bistum seitdem finanzielle Unterstützung für die Bildungsarbeit. Es wurden Milchkühe für Anyuaks finanziert um die Unterernährung der kleinen Kinder zu bekämpfen; statt Milch wurde den Kindern zuvor Wasser mit Salz zum Trinken gegeben. Ausserdem hat PBF den Bau einer Mühle ermöglicht – mit Hilfe der Pfarrei Dübendorf.

Auch in Zukunft unterstützt PBF das Bistum Gambella bei dessen sozialem Engagement gerne. Denn dank dem bedingungslosen Einsatz und der Aufopferung für die bedürftige Bevölkerung Gambellas, waren Kooperationen mit Abba Tesfaye und seinen Pfarrerkollegen bisher immer von Erfolg gekrönt.

Die Pfarrei Johannes der Täufer in Walchwil im Kanton Zug/Schweiz trägt in diesem Jahr Kollekten bei  gottesdienstlichen Feiern, Suppentagen, Aktionen zusammen für die Projekte in Gambella. 

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